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Die Treppe zum Himmel - Stairway to Heaven

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  ➡️ Hörversion  Das weiße Radio, das in dem ebenso weiß furnierten Regal in ihrem Zimmer steht, liebt Petra über alles. Für sie ist es die Quelle besänftigender Klänge und erweiterten Fühlens. Da wird er angekündigt, der Song, den sich ihre Seele derzeit zur Kuscheldecke erkoren hat. Noch während der Ansage stürzt sie zu ihrem großen Spulentonbandgerät, das sie sich von ihrem ersten in den Sommerferien verdienten Geld gekauft hat. Geliebte Musikstücke zu konservieren, sodass sie immer wieder angehört werden können, davon hat sie schon lange geträumt. Das Gerät läuft. Wie gut, denkt sie, dass ich gestern noch das Ende des letzten aufgenommenen Songs genau eingestellt habe. Hochkonzentriert achtet sie darauf, wann der Sprecher sich einblendet, um den nächsten Titel anzusagen. Da ist der Moment! Schon wieder wird der Song vor der nächsten Ansage nicht lange genug ausgeblendet, sodass die Stimme des Sprechers mitten in die Musik hineinplatzt! Ich könnte dem die Gurgel umdr...

Die Tulpe

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  ➡️Hörversion  SCHWARZ-WEISS – Yin-Yang – tot und statisch ist der Urgrund des Seins. Wie ein Schachbrett. Schwarz – Weiß – Schwarz – Weiß … in alle vier Himmelsrichtungen. Wechsel zwischen den Polen, den Extremen. Schwarz für Dichte. Weiß fürs Lichte. Aus sich selbst heraus ist dieser statische Grund nicht in der Lage, Lebendiges hervorzubringen. Ein Schachbrett ist leblos. In ihm schlummern nicht einmal Ideen. Es fehlt der Geist. Das Spiel findet AUF dem Urgrund der Bipolarität statt. Es sind die Figuren, die darauf das Spiel des Lebens spielen. Auf dem Schachbrett bekämpfen sie sich. Einer wird gewinnen. Schwarz oder Weiß. Krieg ohne Frieden. Wenn das Spiel aus ist, ist es aus. Alle Figuren müssen vom Feld und ihre Anfangsstellung wieder einnehmen. Das Spiel beginnt von vorn. Es ist ein Spiel, das von der nächsthöheren Ebene aus gesteuert wird. Vom menschlichen Verstand. Der besser Geschulte gewinnt mit seiner Farbe. Schwarz ODER Weiß gewinnt. Auge um Auge … EINE...

Imagination

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  ➡️Zur Hörversion Raspelraspelraspel … als gäbe es kein Morgen. Raspelraspelraspel. Das Angebot war riesig. Unüberschaubar. Argynnis wuchs und wuchs. Schlaraffenland umfing sie. Es schmeckte. Einfach. Lecker. Nachts ruhte sie in dem Wissen, dass auch morgen ihre Lieblingspflanzen wieder ein Stück weiter gewachsen sein würden. Blatt für Blatt. Millimeter für Millimeter. Wilde Veilchen, Ackerstiefmütterchen … sie hatte die große Auswahl. Sie war dankbar für das reichhaltige Angebot der Natur. Dachte sie darüber nach? Nein. Machte sie etwas falsch? Nein. Hätte sie nicht vorsorgen sollen? Nein. Denn die Natur hat Fülle im Übermaß. So fraß sie weiter.   Doch ohne zu wissen warum, fühlte sie sich eines Morgens etwas merkwürdig. Sie hatte keinen Appetit mehr, in ihrem Verdauungssystem kam alles zum Stocken. Sie mochte nicht mehr herumkriechen und nach Nahrung schauen. Müde legte sie sich zwischen die dichten Grashalme einer Wiese. Aus ihrem Hinterteil ließ sie einen ...