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Goldene Bekenntnisse

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   ➡️ Hörversion Er hatte sich eine Füllfeder gekauft. Kostbar war sie. Die Feder war aus vielversprechendem Gold – denn dieses Versprechen hatte er sich selbst gegeben: Mit dieser Füllfeder würde sich sein Schreiben verändern. Gold – das war für ihn der Inbegriff des Beständigen, des Überdauernden, des Kostbaren. Er wollte seine geliebte Marie mit seinen Worten verzaubern. Besonders jetzt. Im Krieg. Sie sollte seine Briefe immer wieder lesen wollen. Briefe, in die er goldene und noch nie von ihr gehörte Liebesbekenntnisse einbetten wollte. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, sah er neue Seelenschwüre wie eine Laufschrift vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Und jedes Mal schlief er wieder ein und verlor seinen kostbaren Schatz, der in seinem Herzen klopfte. Er wusste: Diese Füllfeder würde in jenen schläfrigen Momenten einen sanften Funken in ihm entfachen, der ihn aus der Umarmung des Schlafs reißen und an den Tisch führen...

Wenn der Rhein ins Wohnzimmer schwimmt

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Eine Geschichte aus fünf Schreibimpulsen ➡️ HÖRVERSION   GÖTZ ALS MANN GLOCKENSPIEL   HOCHWASSER HAUTKONTAKT GAR KEINEN Es regnete und regnete. Es regnete ohne Unterlass. Schon seit Tagen. Das Flusswasser stieg und stieg. Besonders in der vergangenen Nacht, als der Schüttregen sich wie aus Eimern vom Himmel stürzte. GÖTZ rieb sich noch den Schlaf aus den Augen, als er barfuß in die Küche tapste, während seine zu langen Pyjamahosenbeine über den Fliesenboden schlurften. Schlurf schlurf … so kann man auch seinen Boden wischen. Er ahnte noch nichts. Er schlurfte Richtung Kaffeemaschine, die direkt neben dem Küchenfenster stand. Eine neue Melodie wanderte ihm im Kopf herum, seitdem er heute Morgen die Augen aufgeschlagen hatte. Das wird ein fetziger Hit, dachte er, als sein Blick durchs Küchenfenster fiel, wo der Regen auf den reißenden Rhein rauschte. Der Rhein? Wo war der Rhein? GÖTZ erlebte seinen Koffein-Kaboom bereits ohne Kaffee, denn … der Rhein war nicht meh...

Traumgeschichte

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  Müde ist mein Körper. Nicht einmal die Augen wollen sich öffnen. Es ist zu schön, was die Seele gerade erlebt. Helle Räume inspirieren sich selbst. Die Seele gestaltet sich immer neue T räume R äume. Sie richtet sich immer neue TR äume ein. Die Körperseele will erzählen. Doch kann ihr Körpermund nicht sprechen. Müde ist der Körper. Die Körperseele hat noch keine Augen, keine Hände, keinen Stift. Sie möchte schreiben. Der Wille macht wach. Die Seele WILL …     Schreiben Ihr Körper öffnet die Augen. Ihr Körper dehnt und reckt sich, steht auf, geht an den Schreibtisch.   Die Seele schreibt sich aus ihrem TR aum hinaus: Ich stehe vor einem Haus. Das Haus ist unten schmaler als oben. Ein Balkon geht rundherum. Es ist der Balkon, der das Haus oben breiter macht. Ich stehe vor einer blauen Tür. Rechts und links der Tür sind bleiverglaste Fensterchen, die oben rund sind. Ich betrete das Haus. Links geht an der Wand entlang eine Trepp...