Wenn ich heute sofort verreisen könnte …

 


➡️Hörversion

 

Wenn ich heute sofort verreisen könnte, würde ich …

 

mir zuerst etwas wünschen:

 

Lieber Himmel,

gib mir für die gesamte Reisezeit Wohlbefinden.

Danke!

 

Dann ginge es los.

Wohin?

Nun, das ist ziemlich egal.

Ziele spielen keine Rolle.

Der Weg IST das Ziel.

Oder noch exakter:

Der Weg ist der Weg.

und

Das Ziel ist das Ziel. 

Wie die Buddhisten sagen.

 

Ich würde einfach losfahren.

Mich vom Moment leiten lassen.

Von spontanen Impulsen.

Mal nach rechts, mal nach links, nochmal nach links.

Wo zieht es mich hin? Wo war ich noch nie?

 

Nicht wie Jon Fosse in seinem Roman Das Leuchten.

Nicht streng abwechselnd

rechts – links – rechts – links … 

Wald – mit dem Auto steckenbleiben.

Zu Fuß weitergehen.

Finsternis. Verwirrung. Delirium. Tod.

 

Nein – ich würde reisend mein Leben bereichern.

Vielleicht würde ich in China landen.

Oder in Neuseeland.

Es ist egal.

Ich wäre immer dort, wo ich bin.

 

Und alle Eindrücke würde ich aufsaugen

in mir als Schreibschwamm

und mich auswringen auf Papier.

 

 Und am Ende – irgendwann – heimkehren und feststellen

wie der Protagonist in Paulo Coelhos Der Alchemist:

Ich bin immer zuhause, wo ich bin.

 

Und alles – wirklich alles – war und ist

IN MIR!

 

 

Erläuterung: 

Entstanden bei der Veranstaltung "Kreatives Schreiben - Schreiben auf Reisen" nach dem ersten Schreibimpuls. (Leitung Susanne Grimm - "Worträume")
 
 

Kommentare von LeserInnen auf Story.One: 

Wunderbare Gedanken. Ich sehe den Weg auch als Ziel. Und ich weiß, dass schöne Flecken auf dieser Erde überall sein können. Sich überraschen lassen finde ich magisch. Es ist alles in Dir und da ist es gut aufgehoben. 💐🤗
Schön. Durch gesetzte Impulse kann so manches entstehen. Kenne ich auch.
Ja, ein toller Text! Und ein interessanter Gedanke, dass es eigentlich egal ist, wohin es geht. Ich bin auch immer wieder überrascht, wie ich von Orten, wo ich mich nicht hingesehnt habe, überrascht werde, vielleicht sogar tief berührt bin. Mit Schönheit hat das nur manchmal zu tun.
 
Liebe Ulrike, als ich die Überschrift las, dachte ich mir: "Das wäre auch genau meins". Ja, warum nicht? Die Zeit dazu wäre ja perfekt - nicht zu kalt und nicht zu heiß! 🙂
 
Toll! Hat mich mitgerissen in die weite Welt in mir.
 
So ist es! Nichts tun, nur da sein und reisen. Erlaube mir als jahrzehntelanger Praktiker des Zen-Buddhismus trotzdem eine klitzekleie Bemerkung. Der Weg ist der Weg. Das Ziel ist das Ziel. Ich weiss natürlich, dass in christlichen, bzw. westlichen Gegenden die Aussage: Der Weg ist das Ziel oft verwendet wird. Sorry, für die "Belehrung".
 
Vielen Dank, liebe Ulrike für diese Lyrik und den Begriff Schreibschwamm. LG Philip
Liebe Ulrike, wundervolle Worte einer fantasievollen Reisenden ;-)))
 
Gefällt mir, deine Art sich auf den Weg zu machen.
Wunderbar, genau mein Ding.
 

Kommentare

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