Ich ahne Euch ... - eine Hommage an die Vorfahren

Von

 


Ich ahne Euch

(beim Anklicken der Überschrift lese ich den Text vor)

 

Geliebt seid Ihr alle!

Himmlische Seelen,

die Ihr Euch in meinem Herzen auslebt.

Die Ihr mir morgens im Spiegel entgegenblickt.

 

Ich lächle ihnen zu, 

den ottokleinen Äuglein.

Den helgafaltigen Lippen.

Der hennyrunden Nase.

Den willimephistophelischen Augenbrauen.

Dem johannesverschmitzten Urahntlitz.

Der wilhelmoralischen Strenge.

Der margaretheverhärmten Finsternis.

Den mariatraurigen Zügen.

 

Guten Morgen, Ihr lieben Ahnen!

 

Ich ahne Euch

 

Ich achte Euch und Euer Leben,

das sich im Himmel verflüchtigt hat

und doch noch durch mein dunkeldichtes Leben spurt.

 

Ich ahne Euch

 

In Euren Briefen,

auf Fotos von Euch.

 

In Erinnerungen,

die sich aus der Verdichtung ins Licht bewegen.

 

Mit jedem Brief,

den ich gescannt und dann geschreddert habe.

 

Mit jedem Foto,

in dem ich mich selbst als Anlage entdecke.

 

Spuren von mir auf Papier.

 

Ich drehe mich zur Tür,

gehe ein paar Schritte und fühle den augusteschweren Gang.

 

Ich greife meinen Kopfstandhocker

und lifte mich fußhimmelwärts mit hermannleichtem Gemüt.

 

Ich nehme Stift und Papier und ehre Euch

in Worten

in Sätzen

in mir

ahne ich

wer ich bin.

 

Ich führe Euch

weiter durch die Welt

bis auch ich

im Licht

aus der Sicht

der Irdischen

verhusch.

 

w   u   s   c   h

 

 

© Ulrike Nikolai 14.09.2024

 

Kommentare:

  • Den Ahnen verdanken wir unsere Talente, ob zum Glücklichsein oder auch zum zeitweisen Versagen; was wir daraus machen, ist unser Beitrag zur Geschichte. Ein Thema, das berührt! (Leara Th.)
  • Ein ganz besonderer Morgengruß, der mir sehr gefällt. (Christine S.-Sch.)
  • Sehr speziell wie du dich deinen Ahnen näherst und mit ihnen Kontakt pflegst. (Anna G.)
  • Ganz wunder-wunderschön!! „Ich ahne euch“ ... ist genial. (Laura Z.)
  • Welch schönes Gedicht du deinen Ahnen widmest! (Silvia. P.) 

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