Streifen verrutscht - eine Krankenhauslachnummer

Auch im Krankenhaus gibt es Lachgeschichten ...

 

Streifen verrutscht

Anke und ich … was für ein albernes Frauengespann! Da saßen wir beide in unseren gestreiften Schlafanzügen im steril-weiß bezogenen Krankenhausbett und lachten, dass sich die Balken bogen.

“Streifen verrutscht", sagte Doktor Brausefrosch. - Unsere Bäuche taten schon weh vor Lachen. Und ausgerechnet meiner, der am nächsten Tag aufgeschnitten werden sollte. Wie zwei kleine Kinder steckten wir uns immer wieder gegenseitig an. Wir konnten überhaupt nicht mehr aufhören.


Die Tür des Krankenzimmers flog auf. „Jetzt ist aber mal Ruhe hier!“, schimpfte die Nachtschwester. „In den Nachbarzimmern liegen auch noch kranke Menschen und die wollen schlafen. Was ist denn überhaupt los hier?“

„Wir lesen uns doch nur aus dem Buch vor, das Sie mir für mein Enkelkind mitgebracht haben“, entschuldigte sich Anke. „Und das ist gerade so lustig!“

Ja, ein paar Tage zuvor hatte dieselbe Krankenschwester der mehrfachen Oma Anke erzählt, sie habe im Buchhandel einen Sammelband mit Janosch-Geschichten zum Supersparpreis entdeckt, woraufhin Anke sie gebeten hatte, ob sie ihr nicht eins mitbringen könne. Was die Krankenschwester liebenswerterweise getan hatte.  

So schloss sie jetzt leise die Tür – von innen – und zog sich den Hocker, der an der Wand stand, zwischen unsere Betten und lauschte neugierig unserem wechselnden Lesevortrag. Einmal der Oma, einmal der Lehrerin. Was war da eigentlich so lustig, dass sich zwei Patientinnen die Lachtränen nicht verkneifen konnten? Nun … Satz für Satz passte irgendwie zu uns. Der Röntgenarzt Dr. Brausefrosch, der gestreifte Schlafanzug, der kleine ängstliche Tiger, der durchleuchtet wird.

 
Streifen verrutscht – ha ha – nur ein Streifen – ha ha haaa – eine kleine Spritze, ein blauer Traum, Streifen wieder geraderücken und schon ist der Tiger wieder gesund. Und ich auch ... ist ja nur ein Streifen verrutscht - ha ha haaa!

Jetzt saßen wir also zu dritt hier in diesem Krankenzimmer. Drei Frauen mit immer neu aufwallenden Lachanfällen. Mit der Hand vor dem Mund, um dieses Lachen leise zu halten. Anke und ich die Bettdecke über den Kopf ziehend, um die Lautstärke zu dämpfen. Wie kindlich albern wir waren! Und das, obwohl ich morgens weinend dieses Zimmer bezogen hatte, denn ich war noch nie zuvor im Krankenhaus gewesen, war noch nie operiert worden.

Und dann saß Anke in diesem Zimmer, in das ich einziehen sollte. Als sie mich weinen sah, sagte sie: „Ich gehe mal kurz raus, kommen Sie erst mal an.“ Sie hatte sich mit Namen vorgestellt und als sie draußen war, sagte ich zu meinem Mann, der mich beim Einzug begleitete: „Weißt du was? Ich kenne diese Frau. Das ist doch die Schwester unserer damaligen Nachbarin und die wohnte am Ende der Straße.“

Mit dieser Erkenntnis versiegten mir sofort die Tränen. Und als sie dann in unser gemeinsames Zimmer zurückkam, begann für mich diese besondere Beziehung, mit der sie mir half, die schwere Schwelle zu einer völlig neuen Erfahrung zu bewältigen - der ersten Operation meines Lebens. 

Anke – heute meine Freundin – war für mich nicht die einzige besondere Begegnung im Krankenhaus. Wir können immer noch herzlich lachen über unsere damalige Lesung in dieser einen Nacht, die wir zusammen in einem Zimmer verbrachten. Streifen verrutscht ... Röntgenarzt Dr. Brausefrosch ... pffff!

© Ulrike Nikolai

 

Leser und Leserinnen haben diese Kurzgeschichte kommentiert:

  • Ich gratuliere dir zu deiner Freundin Anke und zu dieser spritzig erzählten Geschichte. Freundinnen und Geschichten bereichern unser Leben.
  • Solche Freundschaften sind das Salz in der Lebenssuppe. Schön, dass diese Freundschaft so lange gehalten hat und sie wird garantiert für immer halten.
  • Lachen ist eben doch noch immer die beste Medizin.
  • Ist das nicht wunderbar, wie in dunklen Stunden so helle Lichter aufgehen? Durch euer Lachen warst du sicher entspannt und hast hoffentlich alles gut überstanden.
  • Vor einer Bauch-OP ist es wunderbar, eine so fidele Zimmergenossin zu haben, aber nach einer solchen ist das Lachen schlimm. Toll, wie du es beschrieben hast, ich musste mitlachen. Manchmal gibt es eine Situationskomik, da steckt man sich gegenseitig an und kann kaum noch aufhören.
  • Ich staune immer wieder im Leben, dass es zu allem einen Ausgleich gibt. Nicht nur Positives hat eine Kehrseite, sondern auch Negatives.
  • NACH solch einer Bauch-OP hätte ich nicht solch einen Lachbolzen im Zimmer vertragen können. Immerhin hat Anke Dir geholfen, die Angst vor der OP zu vergessen.
  • Deine überaus positive Story, trotz bevorstehender OP, steckt an, so wie herzliches Lachen. Ich freue mich sehr,  dass du eine liebe Seelenverwandte in der Not gefunden hast. ❤

Für meine Lesung habe ich mich in meinen Lesesessel gesetzt. Natürlich in den mit den Streifen😉 

Und los geht's - mach auch Du es Dir für etwa fünf Minuten gemütlich!


 
Falls das Video nicht geladen wird, bitte "youtube" anklicken und dort ansehen!

 Bild (Kuscheltiger) von M W auf Pixabay

Bild (Streifenschlafanzüge) von Alisa Dyson auf Pixabay.

Bild (Röntgen) von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay. 

Danke!

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