Die Tulpe

 

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SCHWARZ-WEISS – Yin-Yang – tot und statisch ist der Urgrund des Seins. Wie ein Schachbrett. Schwarz – Weiß – Schwarz – Weiß … in alle vier Himmelsrichtungen. Wechsel zwischen den Polen, den Extremen. Schwarz für Dichte. Weiß fürs Lichte.

Aus sich selbst heraus ist dieser statische Grund nicht in der Lage, Lebendiges hervorzubringen. Ein Schachbrett ist leblos. In ihm schlummern nicht einmal Ideen.

Es fehlt der Geist. Das Spiel findet AUF dem Urgrund der Bipolarität statt. Es sind die Figuren, die darauf das Spiel des Lebens spielen. Auf dem Schachbrett bekämpfen sie sich. Einer wird gewinnen. Schwarz oder Weiß. Krieg ohne Frieden. Wenn das Spiel aus ist, ist es aus. Alle Figuren müssen vom Feld und ihre Anfangsstellung wieder einnehmen. Das Spiel beginnt von vorn.

Es ist ein Spiel, das von der nächsthöheren Ebene aus gesteuert wird. Vom menschlichen Verstand. Der besser Geschulte gewinnt mit seiner Farbe. Schwarz ODER Weiß gewinnt. Auge um Auge … EINER gewinnt. Getrennt vom anderen. Das Ego will überlegen sein, will seinen besser geschulten Verstand beweisen. Krieg ohne Frieden.

Im Besiegten schlummert der Wille, den nächsten Krieg zu gewinnen. So geht es immer weiter … bis … das Weiße das Schwarze befruchtet. Das Licht begibt sich in die dunkle Materie. Auf der nächsthöheren Ebene wird eine Ver-EIN-igung initiiert. Das Urwesen des Lebens, EINheit und LIEBE werden sichtbar. In Wahrheit ist nichts getrennt und alles hängt von allem ab.

Das LICHT macht ganz plötzlich durch das Eindringen in die Materie, durch das Aufbrechen der harten SCHWÄRZE dessen Bestandteile erkennbar. Das Weiß befruchtet das Schwarz. Das Licht befruchtet die Materie. Das Schwarz öffnet sich, wird weich. Das Weiß dringt ein. Es transzendiert, macht einen höheren Bereich transparent.

Aus diesem Initiativmoment entwickelt sich das Leben. Das ganze Lebensspektrum stellt sich dar in der Farbigkeit der Materie, in der MATER, im schlummernden Urgrund. Erlebbar geworden durch das LICHT:

ROT-GELB-BLAU. Und in den Zwischentönen: GRÜN-ORANGE-VIOLETT. Pastellig zart zuerst, so wie ein Baby. Dann immer kräftiger.

Das Bewusstsein wird er-WACH-sen. Es blüht. Es lockt. Mit Farben. Mit Düften. Mit Schönheit. Mit Harmonie.

Aus tiefer Schwärze entwickelt sich immer neu das Lebendige. Es verströmt sich ins Geistige, von dem es er-ZEUG-t wurde. In spiraligen Bewegungen. Himmlisch-magisch! Es atmet, singt und tanzt den Tanz des Lebens.

Und wenn es müde ist, lässt es seine Hülle zurückfallen in die Erde. In die Mater. Asche zu Asche. Staub zu Staub. Um sich im tiefen Schlummer in den nächsten Frühling zu träumen, ins neu aufsteigende Licht.

Tulpenschön … magisch wie das Leben selbst. Betrachte heute eine aufgeblühte Tulpe! Sie will ge-SCHAU-t werden.

© Ulrike Nikolai  - 16.4.2023


 

Kommentare früherer LeserInnen

  • Gerade diesen Frühling ist die Tulpe neu eine meiner Lieblingsblume geworden. Ich finde sie wunderschön. Heute habe ich mir einen farbigen Tulpenstrauß zusammengestellt auf einem Feld. Ein sehr schöner Text.
  • Was für tiefsinnige Betrachtungen.
  • Ein bewegender Text - zum immer wieder Lesen, zum tiefgründigen Nachdenken, zum Hoffnung schöpfen. Ein strahlendes Tulpenbild mit Elementen, die deine Geschichte in Worte fasst.
  • Wunderbarer Text, wunderbares Bild👏😊
  • Schwarz-Weiß, entweder-oder, das ist Dualität. Natur zaubert im Frühjahr alles herbei, denn sie wird gerade neu geboren. Von unten nach oben und wieder zurück, spiralförmig ist auch unser Universum. Die Zyklen des Werdens und Vergehens hast du zum Aufblühen gebracht.
  • Schön, wie du den Zauber des Frühlings durch die Metaphern Schwarz-Weiß erläuterst🥰
  • Schönes Bild, übrigens ... wusstest du, dass das Wort TULPE aus Persien kommt, sozusagen aus 1001 Nacht, und mit TURBAN verwandt ist ... so sehen sie auch aus, die Tulpen ...
  • Ich bin be-geist-ert von diesem Text. Das Richtige für einen Sonntag zum Lesen, sacken lassen, noch einmal lesen ... über das Spiel des Lichten mit dem Dichten - wunderbar 🙏
  • Gedanken einer weisen Frau - einer Mystikerin - alles einend. Danke 🙏

 

Erläuterung

Das Bild zum Text habe ich nach Eintritt in meine Pension (2013) gemalt. Ich nannte es derzeit "Calix Tulimorfosa" und es stellte meine Metamorphose vom Berufsleben in den "Ruhestand" dar. Veränderung ... Wandel ...

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